Literatur

Wiesbaden-Broschüren

Wiesbaden-Broschüren des BVA-Arbeitskreises "Schielen":
Grundlagen der modernen Strabologie in Deutschland

Die Anfänge der modernen Strabologie in Deutschland sind in die 1960er- und 1970er-Jahre zu datieren. 1960 wurde im Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA) der Arbeitskreis „Schiel­behandlung" gegründet, der es in kurzer Zeit er­reicht hat, dass der Strabismus als Krank­heit im Sinne der Reichs­ver­sicherungs­ordnung (RVO) anerkannt und dessen Behandlung den Augen­ärzten als Kassen­leistung vergütet wurde.

Seit 1961 fand in Wiesbaden die jährliche Fortbildungs­veran­staltung des Arbeits­kreises „Schiel­be­handlung" unter der Leitung des Nürnberger Augenarztes Dr. Manfred Freigang statt und unter maßgeblicher Beteiligung von Prof. Dr. Gurt Cüppers, damals Leiter der Abteilung für Pleoptik, Orthoptik und Motilitätsstörungen des Auges an der Universitätsaugenklinik Gießen und seit 1966 auch Direktor beider Institutionen. Während der 1. Tagung berichtete u. a. Prof. Dr. Günther Mackensen, damals Oberarzt an der Tübinger Universitätsaugenklinik, über die "Nomenklatur der Pleoptik" und M. Freigang über die "Voraussetzungen für die Abrechnungsfähigkeit der Pleoptik-Orthoptik in der Kassenpraxis".

Die Tagung wurde in der Folgezeit zu dem Treffpunkt von Strabologen und Orthoptistinnen. Es fanden 4-5 Vorträge am Tag statt - "jeweils gefühlt 1 Stunde und 2 Stunden Diskussion. Alles in freier Rede, oft in offener Feldschlacht. Und rund 1000 Zuhörer und vor allem Zuhörerinnen. Manchmal reine Stadion-Atmosphäre." - wie Prof. Dr. Herbert Kaufmann als Zeitzeuge die Umstände beschreibt. Von Anfang an bestand der Wunsch, dass die Wiesbadener Vorträge schriftlich vorliegen. 1966 gelang es M. Freigang "nach Überwindung vieler verlagsrechtlicher, finanzieller und personeller Schwierigkeiten" im Auftrag des BVA, die "Einführungs- und Fortbildungsvorträge der Allerheiligen-Tagungen Wiesbaden 1961-1965" in einer Broschüre herauszugeben. Insgesamt sind 13 solcher "Schiel-Broschüren" erschienen. Die letzte mit den Vorträgen von 1980 im Jahr 1981. Von da an erschienen die Wiesbadener Vorträge im Kaden Verlag in einer Schwerpunktausgabe der „ZPA - Zeitschrift für praktische Augenheilkunde & Augenärztliche Fortbildung".

Die Wiesbaden-Broschüren waren damals das Journal für Strabologen in Deutschland. Die Autorenliste dieser Broschüren liest sich daher wie ein "Who-is-who" in der deutschen Strabologiedieser Zeit. Wesentliche und grundlegende Arbeiten aus dieser Zeit sind hier veröffentlicht. So findet man z. B. die raren Publikationen (und in Band Nr. 7 ein Publikationsverzeichnis) des Mentors der deutschen Strabologie, Curt Cüppers.

Wiesbaden-Broschüren jetzt elektronisch zugänglich

Angesichts der Bedeutung der in den Wiesbaden-Broschüren versammelten grundlegenden Publikationen der deutschen Strabologie legt die Bielschowsky-Gesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Kaden Verlag und mit Zustimmung des BVA jetzt eine elektronische Fassung aller Schiel-Broschüren als PDF-Dateien vor. Für diese Fassung wurde ein Gesamtinhaltsverzeichnis aller 13 Broschüren zusammengestellt, so dass schnell festzustellen ist, welche Vorträge in den betreffenden Jahren gehalten worden sind. Außerdem wurde ein Gesamtautorenverzeichnis erstellt, so dass leicht herauszufinden ist, welcher Autor in welchen Brochüren mit welchem Vortrag vertreten ist. Eine Stichwortsuche ist über die Suchfunktion von 'Acrobat Reader" sowohl im Gesamtinhaltsverzeichnis, im Gesamtautorenverzeichnis, als auch in jeder PDF-Datei der Broschüren möglich.

Bielschowsky-Gesellschaft und Kaden Verlag freuen sich, insbesondere den jungen Strabologen diesen bislang nur schwierig aufzufindenden Wissensschatz und damit auch die Geschichte der Fachdisziplin im deutschen Sprachraum zugänglich zu machen.

Frühjahr 2019

Nachfolgend erhalten Sie Einblick in die Schielbroschüren von 1966 bis 1981